Bier ohne Bums? Darum trinken Playboy-Redakteure ihr Bier jetzt alkoholfrei (oder auch nicht)

Ein Prosit der Gemütlichkeit – aber ohne Promille: So stehen unsere Playboy-Redakteure zu alkoholfreiem Bier – auf der Wiesn und daneben
Credit: Shutterstock
Ein Prosit der Gemütlichkeit – aber ohne Promille: So stehen unsere Playboy-Redakteure zu alkoholfreiem Bier – auf der Wiesn und daneben
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Null-Prozenter erobern den Markt der deutschen Brau-Erzeugnisse. Aber erobert alkoholfreies Bier auch unsere Herzen? Das ist, nicht nur zu Zeiten des Oktoberfests, mehr als eine Geschmacksfrage. So genießen unsere Redakteure ihr Bier am liebsten …

Von: David Goller
18.09.24
Alle Artikel
Von: Philip Wolff
18.09.24
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David Goller, Playboy-Redakteur trinkt Bier nicht nur wegen der Wirkung, sondern wegen des Geschmacks

Darf Alkoholfreies als Bier gelten? Und sollte man es auch noch trinken? Die kurze Antwort: ja!

Die lange: Schon der Aufwand, ein gutes Alkoholfreies zu brauen, ist mindestens so hoch wie für ein Mittelmäßiges mit Prozenten. Und in puncto Geschmack tut sich gerade einiges. Was bald auch die Rettung für die schwächelnde Branche werden könnte. Denn seit Jahren sinkt der Bierkonsum. Einzig der alkoholfreie Markt verspricht Wachstum. Also müssen die Brauereien ihr Produkt verbessern.

Das freut nicht nur Abstinenzler, auch ich bin mittlerweile Fan. In München hat es eine Brauerei geschafft, dass ihr neues Bleifreies seit Monaten ausverkauft ist. Es geht weg wie Klopapier im ersten Corona-Lockdown. Ich kann das verstehen. Meine geistige Reife sagt mir, dass ich nicht mehr so oft rücksichtslos Bier in mich kippen kann wie mit 20. Eine schmerzhafte Erfahrung, auch körperlich: Spätestens mit 30 wird der Kater länger als die Kneipentour. Was also trinken als Fahrer oder wenn am nächsten Morgen Termine anstehen? Wasser? Langweilig! Spezi, Limo, Saft? Mehr als ein, zwei schaff ich davon nicht. Beim Bier war das nie ein Problem.

Heute konsumiere ich alkoholfreies Weißbier gern schon zum Mittagessen. Zwar schmeckt es anders als das Original, den Vergleich braucht es aber gar nicht. Es ist ein Getränk für sich. Süffig, erfrischend und laut Aufdruck sogar „isotonisch“. Was immer das genau heißt. Auch Sorten wie Pils, Helles und IPA gibt es alkoholfrei – und mittlerweile so gut, dass ich sie frei­willig trinke. Als echter Bierfan mag ich den „Trank der Götter“ nicht nur wegen der Wirkung, sondern wegen des Geschmacks. Und wenn es nebenbei auch noch Brauereien vorm Aussterben rettet, trink ich gerne fleißig mit!

Vollgas ohne Stoff: Ist das Alkoholfreie wirklich eine Alternative zum beliebten Bier?
Credit: David Goller mit Dall-E

Philip Wolff, Playboy-Textchef, glaubt: die Geschichte des Menschen müsste umgeschrieben werden, gäbe es kein Bier

Kommt ein Mann in die Kneipe und bestellt ein Bier. Der Wirt fragt: „Darf’s auch ein Alkoholfreies sein?“ Sagt der Mann: „Darf’s auch Spielgeld sein?“ Mehr müsste man zum Null-Prozent-Thema eigentlich nicht sagen, aber immer mehr Menschen stehen auf Kriegsfuß mit solchen Späßen. Wer sich in Sorge um eine bessere Welt von morgen den Alkohol verkneift, hat weniger zu lachen – vor allem über sich selbst. Und weniger zu trinken. Von Ernährungstrends will ich gar nicht erst anfangen. Mit Fleisch- und Zuckerersatz ging es im Ersten Weltkrieg los. Schlimme Zeit. 

Warum also Menschen heute – mitten im vergleichsweise fried­lichen Jahr 2024 – freiwillig Bierersatz trinken? Ich glaube, es ist Erziehung. Das erste derartige deutsche Erzeugnis, das „Aubi“ von 1972, hatte in der DDR eine pädagogische Funktion. Einige Arbeiter und die Autofahrer sollten der (144 Liter Bier pro Kopf und Jahr) schluckenden Bevölkerung mit gutem Beispiel vorangehen. Sieben Jahre später griffen dann Wessis zum ersten Clausthaler – ebenso geritten von wachsendem „Gesundheitsbewusstsein“: ein Euphemismus für die Angst vorm Tod durch ein allzu lustiges Leben im Moment. 

Und dieser Moment geht so: Kommt ein Mann in die Kneipe, und die Sorgen und die Arbeit bleiben draußen. Sie sichern das Überleben. Das Bierchen gibt Antwort auf die Frage: Wozu? Es ist der Spaß. Es ist das von Zwängen befreite Gehirn. Die Geschichte des Homo sapiens müsste umgeschrieben werden, gäbe es kein Bier. Bloß: Wer hätte sich der faden Story dann angenommen? Schließlich ist Alkohol auch ein Geschmacksträger, wie jeder Bierliebhaber weiß, der mal an einem Null-Prozent-Surrogat genippt hat. Ob mit oder ohne Fruchtzusätze: Enttäuschung pur. 

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