Von Potenz bis Penislänge: Dieser Experte spricht über die letzten Tabus unter Männern – und fordert, dass Sie es auch tun

Männer, wir müssen reden! Prof. Dr. Frank Sommer fordert, endlich über Erektionsstörungen, Penislängen und Potenztraining zu sprechen – und so etwas für die Männergesundheit zu tun
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Männer, wir müssen reden! Und zwar über den Aspekt der Männergesundheit, über den wir sonst kaum ein Wort verlieren. Prof. Dr. Frank Sommer, legt die letzten Tabus unter Kerlen offen und fordert: Seid endlich ehrlich zueinander, leidet nicht heimlich – und trainiert eure Penisse. Am besten zusammen im Fitness-Studio .

Packen wir’s gleich mal auf den Tisch: Was sind die größten Tabu­themen unter Männern?

Männer reden sehr ungern über Sexualitätsprobleme, egal, ob Erektionsstörungen, Ejakulationsprobleme oder Libidoverlust. Auch Prostata-Vorsorgeuntersuchungen, Penisgrößen oder ein krummes Gemächt sind Tabuthemen. Und von Schwellkörpertraining oder dem Potenzmuskel haben viele noch nicht mal gehört.

Warum reden Männer so ungern über diese Themen? 

Es ist peinlich und gilt als unmännlich, wenn man zum Beispiel keinen hochbekommt oder schlappmacht. Männer wollen nicht belächelt oder ausgelacht werden. Und es torpediert immens das Selbstwertgefühl, wenn es heißt: „Mensch, Herrmann, ist ja schlimm für dich. Aber bei uns läuft’s!“ Leider treffen Männer selten auf Verständnis, und kaum einer sagt ehrlich, dass es ihm auch so geht. 

Prof. Dr. Frank Sommer im Playboy-Interview: „Jeder fünfte Mann zwischen 20 und 80 Jahren hat Erektionsstörungen“

Sind denn so viele Männer betroffen von – zum Beispiel – Erektions­störungen?

Ja, das betrifft sehr viele. Jeder fünfte Mann zwischen 20 und 80 Jahren hat Erektionsstörungen. Zählen Sie das nächste Mal an der Supermarktkasse die Männer: Einer von fünf bekommt keinen mehr hoch oder kann eine Erektion nicht bis zum Orgasmus aufrechterhalten. Bei den Jüngeren sind es zwar weniger als bei den Älteren, aber in der Altersstufe der 40- bis 49-Jährigen betrifft es immerhin rund zwölf Prozent. Und damit meine ich nicht, dass es nur mal in stressigen Phasen oder nach dem Feiern nicht so klappt.

Sondern?

Von Erektionsstörung spricht man, wenn man in einem Zeitraum von drei Monaten nicht in der Lage zur Penetration ist, weil entweder der Penis zu schlaff ist, um einzudringen, oder man die Erektion nicht bis zum Höhepunkt aufrechterhalten kann. 90 Prozent der Erektionsstörungen sind übrigens organischen Ursprungs und nicht psychisch.

Was kann man dagegen tun? 

Früher gab es Spritzen in den Penis oder Tabletten gegen die Symptome. Heute geht’s an die Ursachen: Potenzmuskulatur, Durch­blutung der Penisgefäße, Testosteron, Zusammensetzung der Schwellkörper – das beste Stück des Mannes ist hochkomplex, und alles Mögliche kann gestört sein. Wichtig ist zu wissen: Fast alle Erektionsstörungen sind behandelbar und heilbar. Also ab zum Arzt bei Erektionsproblemen. Denn wenn nicht mehr genug Blut in den Penis gepumpt wird, kann dies auch ein Hinweis auf ein erhöhtes Schlaganfall- oder Herzinfarkt­risiko sein.

Dabei hat die Natur doch ein gutes Trainingsprogramm vorgesehen, damit Männer möglichst potent bleiben … 

Genau, jeder Mann hat fünf bis sechs nächtliche Erektionen. Das hat aber nichts mit erotischen Träumen zu tun, sondern sie sind ein reines, natürliches Schwellkörpertraining, damit der Penis fit bleibt. Werden die Erektionen im Schlaf weniger oder bleiben aus, dann wird’s schwieriger, beim Sex eine Erektion zu bekommen und aufrechtzuerhalten. Man kann die eigene Penis-Fitness selbst überprüfen: Die „Morgenlatte“ ist die letzte Erektion der Nacht, und solange man die hat, kann man davon ausgehen, dass in der Nacht auch was los war und das beste Stück trainiert hat. Sind die morgendlichen Erektionen nicht mehr so häufig und nicht mehr so hart, sollte man sich untersuchen lassen und präventiv etwas tun. 

Wie sieht denn Prävention für die Schwellkörper aus?

Zunächst mal: genügend und erholsam schlafen. Das müssen auch nicht acht Stunden am Stück sein, Hauptsache, man nimmt alle wichtigen Schlafphasen mit. Cristiano Ronaldo schläft ja angeblich fünfmal täglich 90 Minuten. Für das Schwellkörpertraining ist das super. 

Gilt Sex auch als Schwellkörpertraining?   

Einem gesunden Penis würde das nächtliche Schwellkörpertraining ausreichen, um fit zu bleiben. Aber der Penis ist letztlich ein Muskel, der trainiert und benutzt werden will. Wer dreimal in der Woche ins Fitness-Studio geht, merkt ja auch, dass die Muskeln stärker und definierter werden. Wer seinen Bizeps stählt, sollte das daher auch seinem besten Stück gönnen. Ideal ist: dreimal die Woche eine gute Erektion und Sex haben. 

Prof. Dr. Frank Sommer im Playboy-Interview: „Der Penis ist letztlich ein Muskel, der trainiert und benutzt werden will“

Wissen Männer vielleicht zu wenig über ihr bestes Stück?

Männer wissen zumindest sofort, wo der Bizeps ist, aber bei der Frage nach der Potenzmuskulatur schaut man meist in fragende Gesichter. Dabei gilt bei einem gesunden Penis: je trainierter die Potenzmuskulatur, umso härter die Erektion. Wer seine Potenzmuskulatur bewusst ansteuern kann, kann auch den Ejakulationsreflex besser kontrollieren und hat damit länger Spaß beim Sex. 

Das ist im Zusammenhang mit einem weiteren Tabu interessant: zu früh kommen …

Das ist tatsächlich die häufigste Ejakulationsstörung: Ganze 20 Prozent der Männer zwischen 20 und 80 Jahren haben regelmäßig einen vorzeitigen Samenerguss. Vielen macht es zu schaffen, wenn sie ihre Partnerin nicht befriedigen können. Aber es gibt auch das Gegenteil: den verzögerten Samen­erguss. Klingt erst mal gut, weil die Männer länger können, aber es ist total anstrengend, wenn der Orgasmus ewig auf sich warten lässt. Und manche Männer können auch gar nicht kommen. 

Der Männerarzt: Prof. Dr. Frank Sommer, Jahrgang 1967, ist Urologe, Androloge, Sexual- und Sportmediziner in Hamburg und nahm 2005 als weltweit erster Arzt den Ruf zum Professor für Männergesundheit an. Mehr Infos unter maennergesundheit.info
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Wenn Potenztraining gegen so viele schwerwiegende Probleme hilft – warum ist es dann noch so peinlich belegt?

Männer wollen richtige Kerle sein. Alle wollen ihren Mann stehen, ohne dafür etwas tun zu müssen, und keiner will zugeben, dass er Potenztraining macht oder machen muss. Damit bloß niemand denkt, man habe es nötig. Die Wahrheit ist aber: Fast alle haben es nötig. Oder anders gesagt: Jeder Mann kann sein Sexleben verbessern und seine Potenz steigern, wenn er gut trainierte Muskeln in der Lendengegend hat.

Wo genau liegt denn die Potenzmuskulatur?

Man kann sich den Penis wie einen länglichen Partyluftballon vorstellen: Am Ende, beim Knoten, ist die Basis. Legt man da die Hände drum, sieht man zwei Drittel des Luftballons vorne. Das hintere Drittel ist im Beckenboden verankert, und genau da, wo die Hände sind, umschließt die Potenzmuskulatur den Penis. Presst man nun hinten auf den Luftballon, wird der vordere Teil härter. Genauso funktioniert das beim männlichen Geschlechtsteil: Die Potenzmuskulatur bestimmt also mit, wie steif es werden kann. 

Prof. Dr. Frank Sommer: „Die Wahrheit ist: Fast alle Männer haben Potenztraining nötig"

Verraten Sie uns eine gute Potenzmuskelübung?

Schulterbreit hinstellen, leicht in die Knie, Po nach hinten. Dann langsam das Becken mit dem Schambein nach oben ziehen. Halten und Potenzmuskulatur drei Sekunden anspannen, wie wenn man beim Urinieren kurz den Strahl unterbrechen will. Becken langsam wieder senken. Mehrmals wiederholen. Sieht nicht cool aus, ist aber eine super Übung, um die sexuelle Leistungsfähigkeit zu steigern. Auch draußen zu laufen oder Crosstrainer ist gut: 30 Sekunden starke Belastung, 2 Minuten Pause, drei bis vier Wiederholungen. Das wirkt positiv auf die Schwellkörper. Wichtig ist: nicht auf schmalen Fahrradsätteln sitzen, da ist der Druck auf die Penisgefäße zu groß.

Noch so ein Tabu ist ja die Penislänge. 

Ein Klassiker, bei dem die wenigsten Männer ehrliche Zahlen nennen. Dabei ist in Europa eine Penislänge in erigiertem Zustand zwischen 12 und 16 Zentimetern normal. Von einem Mikropenis sprechen wir bei 7,5 Zentimetern. Aber der Umfang spielt ja auch eine Rolle. Ab wann ein Penis groß oder sogar zu groß ist, ist nicht definiert. Männer mit großem Penis sind übrigens nicht alle happy damit.

Warum nicht?

Ein großer Penis kann ein echtes Problem werden. Er braucht sehr viel Blut, um hart zu werden, daher hapert’s oft an der Standhaftigkeit. Zudem ist der Erektionswinkel kleiner, und Kondome in der Größe gibt’s auch nicht überall. Hinzu kommt: Sex macht weniger Spaß, wenn es der Frau wehtut und man sich immer zurückhalten muss. Die weibliche Vagina ist etwa zwölf Zentimeter lang, da stößt man mit 20 Zentimetern buchstäblich an Grenzen. Manchen Patienten empfehle ich dann einen Penisring als „Penis­begrenzer“, der das tiefe Eindringen verhindert. Andere haben einen krummen Penis, bei etwa vier bis sechs Prozent aller Männer ist das der Fall. Das ist optisch oft ein Problem für die Männer, und beim Geschlechtsverkehr kann das auch sehr störend sein.     

Was wäre, wenn Männer ehrlich über all diese Themen reden würden, statt sie zu tabuisieren? 

Seit Viagra Ende der 90er-Jahre auf den Markt kam, hat sich schon viel getan, seitdem trauen sich Männer, zumindest mit Ärzten zu sprechen. Würden sich Männer auch mehr untereinander ehrlich austauschen, wüssten sie, dass sie nicht alleine sind und dass sehr, sehr viele die gleichen Themen haben. Und sie würden sehen, dass es für die meisten Probleme auch gute Lösungen gibt. Vielleicht kommt ja eines Tages der Punkt, an dem FitnessStudios spezielle Kurse für Potenztraining und Erektionsfähigkeit anbieten. Das würde ich den Männern wünschen.