Der Sommer wird heiß – zumindest wenn man einen Blick auf die neuesten OPEN-AIR-RAKETEN riskiert, die dieses Jahr auf die Straße kommen. Vom Cruiser bis zum Hybridsportler: Wir präsentieren unsere sieben Favoriten für die Cabrio-Saison 2021.

Der Exot

LAMBORGHINI SIÁN ROADSTER (Titelbild)

Geschwindigkeit:
350 KM/H

Leistung:
819 PS

0–100 km/h
2,9 SEKUNDEN

Gewicht:
K. A.

Preis circa:
2.300.000 EURO

Autos mit einem Stier auf der Motorhaube sieht man in der freien Wildbahn nicht gerade häufig. Kein Wunder, produziert die Marke Lamborghini doch gerade einmal rund 8000 Fahrzeuge im Jahr. Doch der Sián Roadster mit einer Limitation auf 19 Exemplare gehört bestimmt zu den seltensten Cabrios der Welt. Dagegen wirken Urus, Aventador oder Huracán geradezu wie Massenware.

Gleichzeitig gilt der Supersportler mit einer Systemleistung von 819 PS auch als das bis dato stärkste Serienfahrzeug der Marke – bei einer Höchstgeschwindigkeit von 350 km/h und einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 2,9 Sekunden. Womit er übrigens nur eine Zehntelsekunde langsamer ist als sein geschlossener Bruder. Und ja, richtig gelesen: Systemleistung. Denn das 6,5-Liter-V12-Kraftwerk wird zusätzlich von einem ins Getriebe integrierten 34 PS starken Elektromotor unterstützt – zum ersten Mal in der Geschichte von Lamborghini.

Der Cruiser

LEXUS LC 500 CABRIO

Geschwindigkeit:
270 KM/H

Leistung:
464 PS

0–100 km/h:
5,0 SEKUNDEN

Gewicht:
2055 KG

Preis:
117.950 EURO

Für genau solche Wagen hat Will Smith seinen berühmten Song „Just Cruisin’“ geschrieben. Denn anders als die PS-Boliden aus Italien oder die alltagstauglichen Fahrzeuge aus Deutschland will dieser Japaner weder Rekorde auf der Rennstrecke knacken noch die Einkäufe aus dem Supermarkt nach Hause bringen. Der Lexus LC 500 ist das perfekte Cabrio für eine entspannte Ausfahrt zum See oder Strand, einfach der Sonne entgegen, raus aus der Stadt, gern auch ohne ein richtiges Ziel vor Augen. Was in unserem Fall bedeutet: von München aus am Flussbett der Isar entlang gen Süden Richtung Sylvensteinspeicher. Einfach nur aus Fahrspaß.

Auf den ersten Blick wirkt der Japaner eher aggressiv als gemütlich. Der Frontgrill in Form eines doppelten Trapezes und die extrabreiten Kotflügel hinten strahlen schon im Stehen Kraft und Dynamik aus. Doch der Eindruck ändert sich beim Einsteigen: Im Inneren dominieren weiche Töne, das beige Leder, die bequemen Sitze und der großzügig geschnittene Innenraum erinnern an das gediegene Interieur britischer Luxuslimousinen im Stil eines Rolls-Royce Dawn oder Bentley Continental GTC.

Bevor jetzt die üblichen Zahlenfragen nach PS, Drehmoment oder Höchstgeschwindigkeit aufkommen, die wichtigste Kennziffer, die man zum Lexus LC 500 Cabrio wissen sollte, heißt: 15 Sekunden. So lange dauert es, bis das vierlagige Stoffdach im Heck des Fahrzeugs verschwunden ist und man die Sonne auf der Haut spürt und der Duft des Frühlings in die Nase steigt. Jetzt noch ein Druck auf den Startknopf, und der 5,0 Liter große 8-Zylinder-Saugmotor schnurrt gemütlich los. Schon an den nächsten zwei bis drei Ampeln fällt auf, wie viele Köpfe sich nach diesem Cabrio umdrehen. Das liegt nicht nur am schicken Design, sondern auch daran, dass die Marke Lexus im Autoland Deutschland nach wie vor Seltenheitswert besitzt. Vom Lexus LC Coupé, der geschlossenen Variante des Fahrzeugs, wurden die letzten Jahre hierzulande nicht einmal dreistellige Stückzahlen verkauft. Aber vielleicht ändert sich das jetzt mit dem Erscheinen dieses Cabriolets?

Sobald wir uns der Landstraße nähern, drehe ich den kleinen Schalter rechts oben hinterm Lenkrad auf „Sport Plus“. Sofort ändert sich das Ansprechverhalten des ganzen Autos, das 10-Gang-Automatikgetriebe schaltet ein paar Gänge nach unten, und der vorher noch so handzahme Achtzylinder rotzt, sprunzt und brabbelt laut auf. Künstlich erzeugte, laut knallende Fehlzündungen scheuchen Wanderer und Fahrradfahrer an der Seite der Straße gleichermaßen verschreckt auf. Auch die digitale Anzeige hinter dem Lenkrad nimmt ein deutlich dunkleres, bedrohlich wirkendes Farbspektrum an. Erreiche ich jetzt den Drehzahlbereich über 5000 Umdrehungen, wechselt außerdem der weiße Hintergrund der Anzeige in einen warnenden Orangeton. Quasi um mir zu sagen: Vorsicht, du bewegst dich am Limit der insgesamt 464 zur Verfügung stehenden Pferdestärken. An der Brücke über den Sylvensteinspeicher angekommen, kann ich nicht widerstehen: Ich halte kurz an und drücke dann das Gaspedal entschieden durch. In nur fünf Sekunden, und vor dem Ende der Brücke wohlgemerkt, erreiche ich bereits die 100-km/h-Grenze. Wirklich beeindruckend, bedenkt man, dass dieser Luxuskreuzer ein Gewicht von über zwei Tonnen besitzt.

 

Der Purist

MCLAREN ELVA

Geschwindigkeit:
327 KM/H

Leistung:
815 PS

0–100 km/h
2,8 SEKUNDEN

Trockengewicht:
1148 KG

Preis:
1.695.000 EURO

Kompromisslos ist leider ein Wort, das in der Automobilbranche inflationär gebraucht wird. In Bezug auf den McLaren Elva ist es jedoch mehr als zutreffend. Der PS-Bolide verzichtet nicht nur auf ein Dach, sondern gleich auch noch auf Windschutzscheibe und Seitenfenster. Selbst eine Audioanlage wurde aus Gewichtsgründen weggelassen (kann aber notfalls kostenfrei dazubestellt werden).

Dafür bestehen die Außenhaut und das Chassis komplett aus Kohlefaser – darin versteckt: ein spezielles „Active Air Management System“, das den Fahrtwind so leiten soll, dass sich der Wagen theoretisch auch ohne Helm entspannt fahren lässt. Bei 815 PS, einem Drehmoment von 800 Newtonmetern und einer Beschleunigung von 0 auf 100 in circa 2,8 Sekunden (und auf 200 km/h in 6,8 Sekunden) ist das durchaus eine Ansage. Wie viele Fliegen einem am Ende so einer Fahrt dann tatsächlich zwischen den Zähnen hängen, ist natürlich eine andere Frage.

 

Der Hybrid Sportler

FERRARI SF 90 SPIDER 

Geschwindigkeit: 
340 KM/H

Leistung:
1000 PS

0–100 km/h
2,5 SEKUNDEN

Trockengewicht:
1670 KG

Preis:
circa 470.000 EURO

Die Fachpresse spricht von einem Paradigmenwechsel. Ein Ferrari mit Plug-in-Hybrid? Ein absolutes Novum. Der Supersportler bietet im Gegensatz zum La Ferrari, der auch durch Elektromotoren unterstützt wurde, die Möglichkeit, die Batterie direkt über ein Plug-
in-Kabel aufzuladen und somit bis zu 25 Kilometer rein elektrisch zu fahren. Wird sich Enzo Ferrari da im Grab umdrehen? Die Antwort lautet: Nein, wird er nicht. Denn die Leistungsdaten des SF 90 Spider sprechen für sich: Mit einer Systemleistung von 1000 PS, einer Beschleunigung von 2,5 Sekunden auf 100 und 7 Sekunden auf 200 sowie einer Höchstgeschwindigkeit von 340 km/h gilt der Hybrid-Sportler nicht nur als der schnellste Serien-Ferrari, sondern generell als das stärkste und schnellste Cabrio der Welt. Eine Kombination aus einem 4-Liter-V8-Turbo mit 780 PS sowie drei Elektromotoren sorgt dabei für einen Pferdestärkenwert im vierstelligen Bereich.

Fun-Fact am Rande: Weil sich ein Stoffdach bei solch extremen Geschwindigkeiten verformt hätte und auch weniger Geräuschdämmung bieten würde, musste man dem Spider eine Hardtop-Dachkonstruktion verpassen. Insofern unterscheidet sich der Spider im geschlossenen Zustand optisch kaum vom Coupé, dem SF 90 Stradale. Einziger Wermutstropfen: Den Preis für dieses einmalige offene Fahrerlebnis bezahlen die Ferrari-Kunden im Vergleich zur geschlossenen Variante mit einem Mehrgewicht von 100 Kilo und einem Aufpreis von circa zehn Prozent.

 

Der Allrounder

BMW M440I CABRIO 

Geschwindigkeit:
250 KM/H

Leistung:
374 PS

0-100 km/h
4,9 Sekunden

Gewicht:
1965 KG

Preis:
75.900 Euro

Das 3er-Cabrio von BMW war für mich immer der perfekte offene Wagen. Ordentlich Leistung, schickes Design aber trotzdem noch in Sphären des Bezahlbaren. Nur dass das 3er-Cabrio von früher heute die Bezeichnung 4er-Cabrio trägt, denn als BMW vor ein paar Jahren seine Nomenklatur umstellte, wurde festgelegt, dass die Limousinen- und Touring-Varianten der Fahrzeugreihe die Ziffer 3 und die Coupé- und Cabrio-Versionen die Ziffer 4 bekommen sollten.

Schon vor dem Einsteigen in das neue Modell fallen zwei Dinge auf: zum einen die imposanten XXL-Nieren (so bezeichnet man umgangssprachlich den BMW-typischen zweigeteilten Grill) vorn am Fahrzeug, zum anderen die Wiedereinführung eines Stoffdachs (der Vorgänger hatte ein Klappverdeck aus Metall). Beides zusammen wirkt frisch und modern – wobei das zugegebenermaßen sehr subjektiv ist. Hardcore-BMW-Fans haben sich über die Größe der Nieren schon seitenweise in Internet-Foren gestritten. Bei meiner Ausfahrt ins Münchner Umland liefert der 4er auf jeden Fall ab. Die 374 PS und 500 Newtonmeter Drehmoment des aktuellen Top-Modells können sich sehen lassen. Fahrwerk, Getriebe und Handling sind perfekt aufeinander abgestimmt. Geht man damit nicht nur auf die Rennstrecke, dürften die meisten Käufer wunschlos glücklich sein. Alle anderen sollten vielleicht noch aufs nächste Jahr warten, dann liefern die Bayern die M4-Variante des Cabrios mit 510 PS nach.

 

Der Jubilar

PORSCHE BOXSTER 25 JAHRE

Geschwindigkeit: 
293 KM/H

Leistung:
400 PS

0–100 km/h:
4,5 SEKUNDEN

Gewicht:
1405 KG

Preis:
94.986 EURO

Passend zur 25-jährigen Geschichte des Boxster bringt Porsche eine Jubiläumsedition heraus. Im Jahr 1993 wurde das Fahrzeug auf der Detroit Motor Show präsentiert, ging drei Jahre später in Serie und wurde seitdem in vier Generationen über 357.000-mal verkauft. Die Sonderedition basiert technisch auf dem 718 Boxster GTS 4.0, besitzt entsprechend einen 400 PS starken 6-Zylinder-Mittelmotor und schafft den Spurt auf 100 km/h in 4,0 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 293 km/h. Das Besondere ist in diesem Fall jedoch nicht der Motor, sondern die Ausstattung. Als Hommage an das Original-Detroit-Modell trägt die Sonderedition einen kupferartigen Farbton namens Neodyme, der im Kontrast zur Grundfarbe Silbermetallic an der Frontschürze, den seitlichen Lufteinlässen und den 20-Zoll-Felgen schimmert. Außerdem gibt es eine bordeauxrote Leder-Innenausstattung und ein rotes Verdeck mit dem Schriftzug „Boxster 25“. Was der Jubiläumsboxster hingegen mit allen Porsche-Sondereditionen gemein hat: Man muss schnell zuschlagen, denn die auf 1250 Stück limitierte Serie dürfte relativ schnell weg sein.

 

Der Wendige

MINI JOHN COOPER WORKS CABRIO

Geschwindigkeit:
242 KM/H

Leistung:
231 PS

0–100 km/h:
6,6 SEKUNDEN

Gewicht:
1340 KG

Preis:
37.200 EURO

Passend zum Sommer präsentiert die Marke Mini die nächste Open-Air-Generation des britischen Klassikers, inklusive einer neuen (optionalen) Karosserielackierung in Zesty Yellow. In der stärksten Motorvariante, dem John Cooper Works Cabrio, treffen 231 Pferdestärken auf ein Gewicht von gerade einmal 1,3 Tonnen – für einen Kleinwagen ordentlich Leistung. Den Standardspurt auf 100 km/h erreicht man damit in knapp 6,6 Sekunden bei einem maximalen Drehmoment von 320 Newtonmetern. Dank der direkten Lenkung und dem geringen Radstand kommt auch hier beim Fahren schnell das in diesem Zusammenhang häufig zitierte Gokart-Feeling auf. Mit einer Länge von unter vier Metern eignet sich der Brite natürlich besonders als Stadtfahrzeug – insbesondere bei der Parkplatzsuche. Doch der Cruiser ist auch autobahntauglich: Dank seiner Höchstgeschwindigkeit von 242 km/h kann er locker auch bei den Großen mitmischen.