Egal, ob über Sanddünen, Geröll- oder Schotterlandschaften: Mit dem Pick-up Truck RANGER RAPTOR von Ford kommt man durch jedes noch so unwegsame Gelände. Doch am meisten Spaß macht er, wenn man ihn im „Baja“-Highspeed-Modus über den Strand driften lässt.

Es hat irgendwie etwas Surreales. Ich fühle mich wie in dieser Filmszene aus „Fear & Loathing in Las Vegas“, als Johnny Depp alias Raoul Duke einen Bericht über ein Rennen durch die Wüste Nevadas machen soll. Nur dass ich mich in Nordafrika in der Nähe von Marrakesch befinde – und anstatt über Motorräder über den neuen Pick-up-Truck von Ford namens Ranger Raptor berichten soll. Auf einem abgesteckten Parcours hinter mir wühlt sich Fahrzeug um Fahrzeug durch die Dünen. Dabei wirbeln die Autos so viel Dreck und Sand in die Luft, dass schon nach wenigen Sekunden meine Tasse Beduinenkaffee, die mir ein Einheimischer gerade gereicht hat, fast vollständig mit Sand gefüllt ist. Vor mir steht ein Instruktor, der vergeblich versucht, gegen den starken Wind und den Lärm der Dieselmotoren anzubrüllen, um mir zu erklären, was ich bei einer Fahrt durch den Dünensand beachten muss. „Die wichtigste Regel lautet: immer ordentlich Gas geben und niemals bergauf stehen bleiben.“ Mehr kann ich von seinem Vortrag leider nicht verstehen.

Schon vor dem Einsteigen fällt mir die brachiale Optik des Raptor auf. Ein normaler Ford Ranger ist in seinem Design eher unauffällig gehalten. Aber ähnlich wie AMG bei Mercedes steht die Bezeichnung Raptor bei Ford für die High-End-Performance-Variante einer Fahrzeugreihe. Mit seinen riesigen Stoßfängern, den massiven Aluminium-Trittbrettern an den Seiten und seinem mächtigen Kühlergrill, den der Markenname in Großbuchstaben ziert, wirkt der Raptor deutlich aufgepumpter als das Standardmodell. Und ist (mit 2,2 Metern) auch 17 Zentimeter breiter. Die weiteren Maße: Höhe 1,87 Meter, Länge 5,5 Meter.

Nur unter der Haube kann der Raptor mit diesen gigantischen Dimensionen nicht mithalten. Das 213 PS
starke (oder sollte man lieber sagen schwache) Bi-Turbo-Dieselaggregat wirkt etwas dünn, bedenkt man vor allem das Gewicht des Autos von über 2,5 Tonnen. Immerhin haben es die Ingenieure von Ford aber geschafft, aus den vier Zylindern ein imposantes Drehmoment von 500 Newtonmeter herauszukitzeln. Diese Werte zeigen natürlich deutlich, wo die Reise mit dem Ranger Raptor hingehen soll: ins Gelände. Das legen allein schon die sechs möglichen Fahrmodi nahe, die man wählen kann. Neben „Normal“ und „Sport“ reicht die Palette von „Schnee“ über „Sand“ und „Fels“ bis zum geheimnisvoll klingenden „Baja“-Modus. Aber dazu später mehr.

Für unsere angehende Dünenfahrt schalten wir in den „Sand“-Modus und aktivieren per Drehschalter in der Mittelkonsole den Allradantrieb. Ganz im Wüstenrallye-Stil pflügen wir durch die Dünen. Immer wieder geht es links, rechts, rauf und runter – bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h. Das klingt langsam, wirkt aber aufgrund des extremen Terrains sehr schnell. Als ob man mit einem Motorboot über die Wellen einer stürmischen See prescht. Bei einem der größeren Hügel steige ich zu früh vom Gas, und nur ganz knapp schaffen wir es über den Gipfel der Steigung. „Wenn man hier stehen bleibt, kann man nur noch versuchen, die Reifen mit der Schaufel auszugraben“, sagt der Instruktor auf dem Beifahrersitz. „Oder man probiert es mit dem alten Skifahrertrick und legt die Fußmatten vor die Reifen, um Grip zu generieren.“ Beides bleibt uns heute erfreulicherweise erspart.

Credit: Playboy Deutschland

Die nächste Etappe der Testfahrt führt weg von den Dünen in eine zerklüftete Gerölllandschaft. Wir wechseln in den „Fels“-Modus und aktivieren mit dem Schalter in der Mitte die Geländeuntersetzung. Im Schritttempo schaukeln wir über scharfkantige Steine, riesige Furchen und Schlaglöcher. Hier zahlen sich die große Bodenfreiheit des Raptor von 28,3 Zentimetern sowie die Böschungswinkel von 32,5 Grad vorn und 24 Grad hinten aus. Sollte es trotzdem einmal eng werden, kann dank des verbesserten Unterbodenschutzes – anstatt Plastikverkleidungen schirmt eine 2,3 Millimeter dicke Stahlplatte die Innereien des Fahrzeugs vor möglichen Schäden ab – im Grunde auch nicht viel passieren. Nur an einer besonders schwierigen Passage aktivieren wir noch zusätzlich das Sperrdifferenzial für die Hinterachse – sicher ist sicher.

Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir dann das Meer – und damit unsere letzte, aber sicherlich spektakulärste Etappe. Denn auf dem harten und relativ ebenen Sandstrand können wir den Spezialmodus des Raptor, den sogenannten Baja-Modus, ausprobieren. Benannt ist er nach der legendären „Baja 1000“-Wüstenrallye auf der mexikanischen Halbinsel Baja California. Das Besondere: Der Modus ist nicht darauf ausgelegt, so sicher und effizient wie möglich durch den Sand zu kommen, sondern so schnell wie möglich.

Ich drücke das Gaspedal ordentlich durch und staune nicht schlecht: Je schneller ich fahre, desto stabiler hält sich der Raptor auf den Rädern. Das liegt wohl vor allem an den Aluminium-Querlenkern, den Schraubenfedern auf der Hinterachse sowie den aus der Motorsportwelt stammenden Hochleistungsstoßdämpfern der Marke Fox. Die bügeln selbst bei einem Tempo von über 120 km/h sämtliche Steine und Bodenwellen im Sand einfach aus. Dank ausgeschalteter Traktionskontrolle sind jetzt außerdem bei schnellen Links-rechts-Kombinationen richtige Querdrifts über den Sand möglich – Paris–Dakar-Feeling, Endorphinausschüttung und Dauergrinsen im Gesicht inklusive. Baywatch auf Speed sozusagen.

Doch wie bei jedem Drogentrip folgt die Ernüchterung kurz danach. Als wir vom Strand auf den Asphalt zurückkehren, fällt es besonders auf, dass der behäbige Koloss für den Spurt auf 100 km/h mehr als zehn Sekunden braucht – bei einer überschaubaren Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h. Da hilft auch das manuelle Steuern des 10-GangGetriebes über die Paddel am Lenkrad nicht mehr viel. Konkurrenten wie die Mercedes X-Klasse oder der VW Amarok fahren hier deutlich mehr Leistung auf. Und das könnte bei dem einen oder anderen deutschen Kunden auf heimischen Autobahnen für Frustration sorgen. Denn im Gegensatz zu den Küsten Nordafrikas sind die Möglichkeiten, in Deutschland mit einem Auto durchs Gelände oder gar am Strand entlangzufahren, eher begrenzt. Und oft sogar illegal. Aber ich verspreche Ihnen: Der Adrenalinkick ist es auf jeden Fall wert.

Unser Autor testete den Wagen auf Einladung des Herstellers.

 

Ford Ranger Raptor

Geschwindigkeit
170 km/h 

Gewicht
2510 kg 

0–100 km/h
10,5 Sekunden

Drehmoment
500 NM

Leistung (System)
213 PS

Hubraum
1996 CCM

Preis
66.771 Euro