„Sexyness ist nicht rational“

Das Konzeptfahrzeug Vision AMG zeigt, wie die elektrische Zukunft von AMG aussehen könnte. Auffällig sind die sternförmigen Scheinwerfer vorne ...
Credit: Mercedes-Benz AG
Playboy, Frauen, Barkeeperinnen
Magazin
Playboy 2022/11

Inhalt

UPDATE

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Ein guter Monat für: Kunstfreunde und Comedy-Fans

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Männerbar: Irische Whiskeys 

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Timmerberg-Kolumne: Der Zeitgeist und ich

Männerküche: der französische Dessertklassiker Baba au rhum

Pro & Contra: Verzichten – das neue Krisenzeiten-Gebot

INTERVIEW

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Fatih Akin & Xatar: Der Star-Regisseur hat dem bewegten Leben des Rappers einen Film gewidmet. Ein Gespräch über schmerzhafte Wahrheiten, den Halt durch eine Gang und die Kraft des Hip-Hop

Reportage

Im Himmel über Mossul: Der irakische Gleitschirmflieger Laith Muhammed und wie er sich nach der Befreiung seiner Stadt vom IS sein Leben zurückerobert

Streitschrift

Redet weniger über Sex: Ist Kommunikation tatsächlich das Allheilmittel bei Problemen im Bett? Unsere Autorin ist Sexologin und ganz anderer Ansicht

Erotik

Playmate: Unsere Miss November, Sabrina Bellani, verführt uns unter der Sonne Portugals 

Blende Sechs: Die bezaubernde Französin Rebecca Bagnol

Aktion

„Playboy-Wiesn“: So feierten wir das Oktoberfest mit Wiesn-Playmate Franziska und prominenten Gästen

(ab Rück-Cover) Gentlemen’s Adventure Tour: Begleiten Sie uns zu einer Playboy-Expedition in die atemberaubende Natur Namibias

LUST & LEBENSART

Playboy-Umfrage des Monats: Wie lernen sich die Deutschen kennen?

Optimierungswahn in der Liebe: Die Psychologin Lisa Fischbach über die Ergebnisse unserer Dating-Umfrage

Tagebuch einer Verführerin: Kolumnistin Sophie Andresky über Tabus und Missverständnisse

STIL

Mode: Boots für lässige Auftritte an kalten Tagen

Pflege: Die perfekte Routine für Ihr Gesicht

KULTUR

Daniel Donskoy: Der Schauspieler über seinen Umgang mit dem Judentum, Anfeindungen im Netz und seine Serien-Rolle in der neuen Staffel von „Barbaren“

Literatur: Die Leseempfehlungen des Monats

Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys: Was ist das Erfolgsgeheimnis der Italo-Schlager-Band? Ein Treffen mit den zwei Frontmännern

Musik & Filme: Das Beste des Monats

PLAYBOY CARS

(ab Rück-Cover) Mercedes AMG One: Formel 1 für die Straße

News: Anregungen für Motor-Fans

McLaren Artura: Testfahrt im hybriden Supercar

AMG Vision: Mercedes-Chefdesigner Gorden Wagener über den Sex-Appeal von Elektro-Sportwagen

Luxus-Zeitmesser: Neue Modelle in Bucherers Blue-Linie

Mein Schlitten: Carsten Kavemann und sein Käfer 1500

Können Sportwagen Elektroantriebe und gleichzeitig Sex-Appeal haben? Mit dem AMG Vision gibt Mercedes-Chefdesigner Gorden Wagener die Antwort

Wir befinden uns im „Maybourne Riviera“-Hotel, das Anfang des Jahres neu eröffnet wurde und dessen Terrasse einen spektakulären Blick über Monaco und den Hafen von Monte Carlo bietet. Durchaus der passende Ort für ein Gespräch mit Gorden Wagener, dem Chefdesigner von Mercedes. Steht die mondäne Stadt an der Côte d’Azur doch wie keine andere symbolisch für Formel 1, Motorsport und teure Supersportwagen. Wir treffen Wagener jedoch in einem abgedunkelten Raum, denn was er uns zeigen möchte, das neue Konzeptfahrzeug Vision AMG, ist noch topsecret und darf nur von wenigen ausgewählten Journalisten vorab in Augenschein genommen werden.

Herr Wagener, was ändert sich gerade beim Thema Autodesign?

Der größte Trend ist natürlich nach wie vor die Elektrifizierung. Alles wird elektrisch. Und digital. Das ist eine der größten Disruptionen, die es je gab und die uns teilweise noch bevorsteht. Sehen Sie sich den EQS an, wir haben die gesamte Instrumententafel dematerialisiert und in einen einzigen großen Screen verwandelt. Genau genommen ist dieser sogar dreidimensional, das wirkt beinahe wie eine Skulptur. Ein epischer Moment, und wir waren die Ersten, die das gemacht haben. Wenn man erst einmal diesen Schritt gegangen ist, gibt es keinen Weg mehr zurück.

Heißt das, der Verbrenner ist tot?

Ich glaube nicht, dass der Verbrenner tot ist, aber ganz ehrlich: Ich bin ein Designer, diese Frage müssen Sie jemand anderem stellen.

Gerade die Marke Mercedes-AMG assoziiert man mit Performance und dicken V8-Motoren. Ist das noch zeitgemäß?

Auch wenn jeder die klassischen V8-Motoren von AMG liebt, planen wir auch für diese Marke eine elektrische Zukunft. Dafür steht das Konzeptfahrzeug Vision AMG. Es soll zeigen, wie ultimative Performance in Zukunft mit einem vollelektrischen Antrieb aussehen kann. Und seien wir mal ehrlich, elektrische Motoren haben meistens ohnehin viel mehr Power als Verbrennungsmotoren.

Wie viel Power hat denn das Auto?

Um genaue Werte zu nennen, ist es noch zu früh. Aber der Vision AMG ist ein viertüriges voll­elektrisches Performance-Fahrzeug – und in jeder Hinsicht extrem. Vorne haben wir ihm eine neue Interpretation des AMG-Gesichts verpasst, quasi eine digitalisierte Version des legendären AMG-typischen Kühlergrills – das ist ein riesiges Display, das voll digitalisiert, beleuchtet und steuerbar ist. Hinten dagegen dominiert ein schräg stehendes Aero-Heck fast schon wie bei einer Chevy Cobra. Gleichzeitig ist alles total schlicht. Nicht, wie man es sonst von Sportwagen kennt: überall aufgerissene Lüftungsöffnungen und Nüstern. Nein, die Front ist komplett clean und geschlossen. Ein vollelektrisch futuristischer Tech-Style. Dieses Auto hat es nicht nötig zu schreien, es ist so schon kraftvoll genug.

Mich haben vor allem die vorderen Stern-Scheinwerfer beeindruckt.

Auf die sind wir besonders stolz. Eine Luxusmarke braucht eine eigene Signatur. Und unser Markenzeichen ist nun mal der Stern. Da liegt es auf der Hand, dass man den Stern auch in der Lichtsignatur verarbeitet. Die Scheinwerfer vieler anderer Fahrzeuge besitzen oft diese typischen zugekniffenen Augen und unterscheiden sich nicht mehr voneinander.

Der Vision AMG hat auch mal wieder Kameras statt Seitenspiegel. Ist das wirklich sinnvoll?

Das sieht natürlich cooler aus. Aber ehrlicherweise muss ich auch sagen, dass ein herkömmlicher Spiegel oft besser ist, weil er dem Fahrer eine direktere Response liefert. Die Kameras sind zwar aero­dynamisch besser, verbrauchen aber wegen der Displays mehr Strom. Dafür kann man auf so einem Kamerabild auch Warnsignale und andere Dinge einspielen, Stichwort Augmented Reality.

Wie viel von dieser Vision wird tatsächlich in Serie gehen?

Wir sind hier in einem sehr frühen Entwicklungsstadium. Aber einige Ideen werden wir bestimmt umsetzen, die angesprochenen Stern-Scheinwerfer zum Beispiel. Die vier Auspuffrohre, die bisher typisch für AMG sind, die man aber bei Elektrofahrzeugen nicht mehr braucht, ersetzen wir durch eine neue Sechser-Signatur mit runden Rückleuchten.

Wie wichtig ist AMG für den ganzen Konzern?

AMG ist natürlich eine der Top-Marken in unserem Portfolio – genauso wie Maybach oder die G-Klasse …

… die jetzt ebenfalls elektrifiziert werden soll. Ausgerechnet! Einige Fans sprechen schon von Blasphemie.

Bei der G-Klasse war es immer wichtig, möglichst wenig zu ändern. Das hat man schon beim Re-Design gesehen, vom alten Modell auf das aktuelle. Da muss man sich als Kreativer auch mal zurücknehmen und die Ikone wirken lassen. Aber viele kleine Sachen wurden dann doch geändert – und zusammen ergibt das eine große Wirkung. Das Gleiche gilt auch für die elektrische G-Klasse, die wir 2024 herausbringen werden. Die wird auch noch die DNA einer G-Klasse in sich tragen. Aber indem wir viele kleine Dinge, insbesondere bei der Aerodynamik, ändern, passen wir ihn behutsam zukünftigen Anforderungen an.

Welches Auto fahren Sie eigentlich selbst zurzeit?

Also gerade bin ich mit einem 63er- SL gefahren. Der Sound ist fantastisch, wenn man hier an der Côte d’Azur durch einen der zahlreichen Tunnel fährt, hört sich das wie ein Rennwagen an. Das war der erste SL, den ich dann nach 25 Jahren selbst designen durfte. Und ich finde, es ist der, der dem Original-SL am nächsten kommt. Mir war auch wichtig, dass wir wieder ein Stoffdach machen und kein einfahrbares Hardtop. Sonst sieht das Heck genauso aus wie vorher, und das will man nicht. Das ist ein superprogressives, wunderschönes, ästhetisches Auto. Aber zu Hause in Deutschland fahre ich einen GT 63 S E Hybrid, der hat mit 800 PS noch mal deutlich mehr Leistung.

Gorden Wagener im Interview: „Um Emotionen zu erzeugen, muss man sich an menschlicher Schönheit orientieren“

Sie prägen seit über 25 Jahren den Look von Mercedes. Gibt es ein Auto, auf das Sie besonders stolz sind?

Die Antwort wollen Sie bestimmt nicht hören, aber: immer das Auto, an dem ich gerade arbeite (lacht). Obwohl, besonders stolz bin ich schon auf den GT. Der ist für mich so etwas wie das „sexiest car alive“. Viele Journalisten haben ihn mit dem legendären Jaguar E-Type verglichen wegen seiner langen Motorhaube, des markanten Kühlergrilldesigns und den extremen Proportionen. Das Auto ist sehr ästhetisch und jetzt schon ein moderner Klassiker.

Was macht ein Auto sexy?

Um bei Menschen Emotionen zu erzeugen, muss man sich auch an menschlicher Schönheit orientieren. Bestimmte Kurven und Formen, die man vom menschlichen Körper kennt, lassen sich auch auf ein Fahrzeug übertragen. Schauen Sie sich die Kotflügel des GT an, das sind quasi die Hüften des Autos. Da gibt es viele Analogien, die man ins Blech modellieren kann und die beim Betrachter bestimmte Gefühle auslösen. Das funktioniert intuitiv und lässt sich oft nicht klar begründen. Sexyness ist nicht rational. Man schaut sich einfach jemanden an und sagt: Hey, wow, der oder die sieht aber echt verdammt gut aus. Das Gleiche gilt auch für Autos.

Apropos Sexyness, welche Gemeinsamkeiten sehen Sie bei Playboy und Mercedes?

Beide Marken sind sehr stark. Beide kennt jeder. Und beide sind sexy.

Gorden Wagener

Seit über 25 Jahren prägt Gorden Wagener den Look von Mercedes, davon die letzten 14 Jahre als Chefdesigner. In dieser Zeit gelang es ihm, die Marke Mercedes nicht nur als Luxus-, sondern auch als Performancemarke zu positionieren.