Viva Ibiza - Wie die Insel zum Party-Hot-Spot wurde

Hippies, Rausch, freie Liebe: Mit dem Party-Epizentrum „Pacha“ brach vor 45 Jahren die große Inselsause los. Und heute? Kracht es richtig.

Aretha Franklin zetert aus den Boxen. Tänzerinnen in hautengen Blumenmuster-Einteilern grooven auf Podesten. Über ihnen drehen sich riesige Peace-Zeichen und Gitarren. Unten auf dem Dancefloor feiert eine Meute zwischen 18 und 70. Hippie yeah! Kein Song der Love-and-Peace-Jukebox fehlt. Flower-Power-Party am Montag im „Pacha“ ist ein Hochamt für die Seele der Insel, die seit 50 Jahren von der Hippie-Kultur geprägt ist, denn die Vorbilder de feierfreudigen Freizeit-Aussteiger von heute sind die langhaarigen Friedens- und Drogen-Botschafter von damals.

Dieser Gemeinde wurde vor 45 Jahren einer der ersten Tempel errichtet: Zu Beginn nur eine kleine weiße Finca, sollte das „Pacha“ von Gründer Ricardo Urgell sehr bald um Quadratmeter und Bedeutung wachsen. Mick Jagger legte hier auf, um seine Bianca zum Tanzen zu bringen. DJs von Weltrang haben hier ihr Zuhause und versetzen bis zu 3000 Gäste in Ekstase.

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Nach der Renovierung zum 45. Jubiläum ähnelt der Club jetzt einem weißen Amphitheater mit Balkonen sowie Rängen mit Bars und Lounges. Und obgleich die Deko täglich wechselt: Die Flower-Power-Staffage ist die schönste. Auch, weil sie am besten den Geist der Insel spiegelt. Um 1968 herum spielt er Einzug.

Da staunten die Einheimischen nicht schlecht, als Horden nachlässig gekleideter, froher junger Menschen nach Ibiza kamen. Sie suchten die Freiheit und glaubten, sie hier gefunden zu haben – ausgerechnet in Spanien, das unter Franco litt, auch wenn von der Diktatur auf der Insel weniger zu spüren war als auf dem Festland.

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Ibiza war plötzlich Teil einer Bewegung. Ob in San Francisco, Goa, Kathmandu oder eben hier: In allen Hochburgen entsagten die Blumenkinder dem Diktat des Konsums, flohen vor der Dumpfheit öder Jobs und konterten die Prüderie der Eltern mit sexueller Freizügigkeit. Ein ansteckendes Lebensgefühl.

Es mag größere Spielstätten des Hedonismus auf der Insel geben, etwa das bereits 1970 gegründete „Amnesia“, das heute 5000 Gäste fasst und wo einst Bob Marley, Led Zeppelin und David Bowie auftraten. Doch das „Pacha“ hat sich den ursprünglichen Charme besonders bewahrt und lässt ihn beizeiten immer wieder aufleben.