Geliebtes Kraut: Hochprozentige Anis-Klassiker vom Mittelmeer

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So schwierig Völkerverständigung manchmal auch ist, auf Anis-Spirituosen können sich die meisten Kulturen einigen – zumindest jene rund ums Mittelmeer. Eine Getränkekunde der Best-ofs von Absinth bis Sambuca

Kennste einen, kennste alle?

Nein. Ouzo, Raki & Co. haben nur eines gemeinsam: Sie schmecken nach Anis, weil sie damit aromatisiert werden. In der Herstellung unterscheiden sie sich aber. Raki wird aus Weintrauben, Arak aus bereits gekeltertem Wein gebrannt. Bei Absinth und Ouzo werden unterschiedliche Gewürze, Kräuter und Samen in Reinalkohol eingelegt und anschließend destilliert.

Für Mastika wird Obstbrand meist mit Anisölen oder Baumharzen verfeinert, für den Sambuca brennt man ein Grunddestillat mit einer Zuckerlösung und typischen Gewürzen. Beim Chinchón wird dagegen grüner Anis extrahiert.

Warum manchmal so trüb?

Dass sich Anis-Getränke beim Mischen mit Wasser milchig-trüb färben, hat einen chemischen Grund: Die ätherischen Öle lösen sich zwar in Alkohol, aber nicht in Wasser. Anfangs umhüllt der Alkohol noch die Öle, aber je mehr Wasser dazukommt, desto mehr Moleküle können sich mit dem Wasser verbinden und die Trübung verursachen, das ist der sogenannte Louche-Effekt. Als Faustregel gilt: Je trüber die Flüssigkeit, desto mehr Anis steckt drin.

Wer hat’s erfunden?

Schon in antiken Schriften wird Anis aus dem östlichen Mittelmeerraum erwähnt, von dort stammt das Gewürz. Vor 2000 Jahren verwendeten es zum Beispiel die alten Griechen zum Brotbacken – bis sie entdeckten, dass Anis auch in ihren Spirituosen ganz gut mundet.

Wie trinkt man Anis-Spirituosen?

Anisées, so der gängige Oberbegriff aus dem Französischen für Brände mit Anisaroma, werden meist als Aperitif mit Wasser, aber auch pur als Digestif oder als Begleiter zu Meeresfrüchten genossen. Speziellere Rituale sind Ländersache: Im Sambuca-Glas zum Beispiel sollten ein paar Kaffeebohnen schwimmen, die beim Trinken zerkaut werden und mit ihrem bitteren Geschmack die Süße des Likörs ausgleichen.

Beim Absinth zündet man gern ein darin getränktes Zuckerstück überm Glas an und gießt dann langsam Wasser darüber, sobald der Zucker karamellisiert. Das gleicht die Bitterkeit des Absinths etwas aus.

Warum ist Anis so beliebt?

Wer den Geschmack nicht mag, wird sich wundern. Doch Anis besitzt neben dem kräftigen Aroma auch heilende Kräfte. Er soll antibakteriell, schleimlösend und entspannend wirken sowie bei Verdauungsproblemen helfen. Außerdem kann Anis bei Frauen angeblich eine aphrodisierende Wirkung entfalten. Das erklärt wohl alles.