Es gibt viele Möglichkeiten, einen guten Drink zu mixen. Aber manche werden erst dann interessant, wenn man sie verbietet. So entdeckten die US-Amerikaner während der Prohibition in den 1920er- und 1930erJahren die Karibik als Urlaubsregion und den dortigen Rum als vielseitige Cocktail-Zutat. Nach dem Ende des Alkoholverbots wurde das Zuckerrohr-Destillat zur Lieblingsspirituose der Bar-Szene in New York, San Francisco und Los Angeles.
Sehnsucht nach den fernen Paradiesen
In Polynesien stationierte US-Soldaten brachten aus dem Zweiten Weltkrieg die Südsee-Exotik mit zurück – und weckten in der amerikanischen Heimat die Sehnsucht nach den fernen Paradiesen. Knallbunte Hawaiihemden wurden Kult, ebenso tropische Ukulele-Melodien und die pazifischen Ahnen- und Götterfiguren, Tikis genannt. Der Aloha-Trend mit Bambus-Interieur verbreitete sich schnell und hielt bis in die 60er-Jahre.
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Dutzende Spielfilme befeuerten das Südseefieber, bis es von einer neuen Popkultur verdrängt wurde. Fortan galten Tiki-Illusionen auf Bing-Crosby- und Elvis-Niveau als überholt und Schirmchen-Cocktails als kitschig. Entscheidend für den Niedergang war aber vor allem die mangelnde Qualität der Drinks, die meist mit minderwertigen Zutaten zusammengerührt wurden.
Mai Tai und Hurricane werden modernisiert
Tiki-Cocktails hatten daher lange den Ruf von „überladenen und viel zu süßen Saftpanschereien“, urteilt die Münchner Barmeisterin Angelica Schwarzkopf. Genau das ändert sich gerade, was auch am aktuellen Retro-Trend liegen mag. Nach anfänglichem Hype in den USA öffnen jetzt auch in deutschen Metropolen immer mehr Tiki-Bars. Experimentierfreudige Barkeeper kombinieren hochwertige Rumsorten, kochen eigenen Sirup, setzen exotische Liköre an und verwenden frisch gepresste Fruchtsäfte.
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Sie modernisieren Drinks wie Bahama Mama, Jet Pilot, Mai Tai und Hurricane zu komplexen Kreationen, ohne dabei die ursprünglichen Rezepturen zu missachten: mit viel Frucht, aber nicht zu süß. Die Gläser, Tiki-gemäß häufig als Götterfiguren geformt, garnieren sie ganz traditionell mit Palmwedeln, Ananasscheiben und Schirmchen – und lassen so den farbenfrohen Tiki-Lifestyle als aktuellen Trinktrend wiederaufleben.