Jana aus Kassel, Querdenker und die Corona-Diktatur

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Besonders treffend war der Beitrag des Satire-Portals Der Postillon. Unter dem Titel Erste Sophie-Scholl-Schule benennt sich in Jana-aus-Kassel-Schule um, reagierte das Onlinemagazin auf das Video einer sogenannten Querdenkerin, die im Rahmen einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung ihren Protest mit dem Wirken Sophie Scholls verglich.

So schreibt Der Postillon über die inzwischen hunderttausendfach im Netz geteilte Rede der jungen Kasselerin: „,Bislang dachten wir, es gäbe nichts Mutigeres, als im Dritten Reich gegen die Nazis aufzustehen und dafür mit dem Leben zu bezahlen‘", erklärt Schuldirektor Hans Gocht. „,Aber nachdem wir das Video von Jana aus Kassel gesehen haben, die unter Einsatz ihrer wertvollen Freizeit wochenlang gegen die Corona-Maßnahmen Reden hielt, Telegram-Chats betreute, auf Demos ging und Flyer verteilte, haben wir uns spontan entschieden, unsere Schule umzuwidmen.‘

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So witzig diese Reaktion des Satiremagazins auf das Video der 22-jährigen Jana aus Kassel ist, so sehr mögen einem, bei so viel öffentlich zur Schau gestellter Dummdreistigkeit, die Gesichtszüge entgleisen. Klar, Vergleiche mit dem Dritten Reich gehören zu den Evergreens der politischen Diffamierung. Schon 1985 bezeichnete Willy Brandt beispielsweise Helmut Kohls einstigen Generalsekretär Heiner Geißler als gefährlichen Demagogen. Er sei „seit Goebbels der schlimmste Hetzer in diesem Land!“. Aber auch Kohl selbst bemühte den Goebbels-Vergleich, als es darum ging den gerade ins Amt gewählten sowjetischen Parteichef Michail Gorbatschow zu verleumden: „Das ist ein moderner kommunistischer Führer, der war nie in Kalifornien, nie in Hollywood, aber der versteht etwas von PR. Der Goebbels verstand auch etwas von PR.“ Kohl hat die Äußerung später zumindest als Fehler bezeichnet. 

Ob den selbsternannten Querdenkern – die sich im heroischen Kampf gegen eine sogenannte Corona-Diktatur wähnen – irgendwann bewusst wird, wie peinlich anmaßend und fürchterlich falsch ihre Vergleiche mit dem mörderischen Nazi-Regime sind, muss stark bezweifelt werden, beim Blick auf das aktuelle Demonstrationsgeschehen. Auch scheuen sich die Veranstalter dieser Protest-Events nicht mal mehr vor der Instrumentalisierung von Kindern. So betrat vor wenigen Wochen bei einer Kundgebung in Karlsruhe, eine 11-jährige die Bühne. Und schilderte vor etwa 1000 Corona-Leugnern, dass sie ihre Geburtstagsfeier mit ihren Freunden heimlich habe feiern müssen, weil sie sonst vielleicht von Nachbarn verpetzt worden wäre. „Ich fühlte mich wie bei Anne Frank, wo sie mucksmäuschenstill sein mussten, um nicht erwischt zu werden“, sagte das Mädchen. Zur Erinnerung: Das jüdische Mädchen Anne Frank floh 1942 vor den Nationalsozialisten nach Amsterdam. Kurz vor Kriegsende fiel sie dennoch dem Holocaust zum Opfer und wurde von den Nazis im Alter von 16 Jahren ermordet.

Wie sehr sich die Querdenker-Bewegung von Woche zu Woche immer weiter radikalisiert, lesen Sie jetzt auch in der aktuellen PLAYBOY-Ausgabe. Darin begibt sich der Autor Michael Kneissler für uns auf die Suche nach den Anhängern der sogenannten QAnon-Bewegung. So unglaublich die Thesen der QAnon-Jünger sein mögen, so sehr verfängt die antisemitische Verschwörungs-„Philosophie“ offenbar bei vielen Menschen. So hält es der Leser Dirk M. offenbar nicht für abwegig, dass „eine Gruppe von pädophilen Bankern, Politikern, Popstars und Milliardären die Macht unter sich aufgeteilt hat. In Tunneln unter dem Central Park in New York halten sie Tausende von Kindern gefangen und zapfen ihnen Blut ab, um daraus ein Verjüngungsserum herzustellen, das ihren Mitgliedern ewiges Leben schenkt“, wie ich in meinem Newsletter bereits vor zwei Wochen aus dem PLAYBOY-Report zitierte. Dirk M. stellte mir daraufhin die Frage: „Nur weil etwas zu abwegig ("bizarr") klingt, muss es doch auch überprüft werden?“ Und weiter: „Die wahrheitshungrigen und unbequemen Journalisten aus Capricorn One oder All The President‘s Men (Die Unbestechlichen), die gibt´s doch nicht nur im Kino?“ Nein. Aber Richard Nixon wurde auch nicht verdächtigt, sich das Blut von entführten Kindern zu injizieren.

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