TV-Moderator Ingo Nommsen über Erfolg, Niederlagen und sein neues Buch

Der Fernsehmoderator und Journalist Ingo Nommsen hat sich für sein Buch "Erfolgsmenschen" mit Prominenten getroffen, um mit ihnen über ihre ganz persönlichen Erfolgsrezepte zu sprechen. Im Interview mit dem Playboy erzählt der Moderator von den Begegnungen mit seinen Gästen abseits der Kamera, Erfolgsgeheimnissen und gibt Einblicke hinter die Kulissen des Showbusiness.

Playboy: Herr Nommsen, Sie stehen nun schon seit über 18 Jahren beim ZDF als Journalist, Schauspieler und Fernseh-Moderator im Rampenlicht. Nun sind Sie durch Ihr neues Buch „Erfolgsmenschen“ auch unter die Autoren gegangen. Sehen Sie sich jetzt mehr als Schriftsteller oder als Journalist?

Ich bin Journalist und schreibe gern. Schreiben gehört für mich schon immer zum Kern meines Berufes. Bis heute schreibe ich meine Moderationstexte, während meines Studiums in München Reportagen für TZ und Abendzeitung.

Aber ein ganzes Buch zu schreiben ist ja dann doch noch etwas anderes, oder?

Das ist wohl wahr. Anfangs erinnerte ich mich an meine 175 Seiten starke Diplomarbeit und dachte ganz naiv, dass ein Buch mit 200 Seiten deshalb auch leicht von der Hand gehen sollte.

Und war es dann so leicht, wie Sie es sich vorgestellt haben?

Natürlich nicht (lacht). Alle erfolgreichen Autoren die ich kenne haben mir gesagt, dass das Schreiben ein Kampf sei. Tatsächlich wurde es viel härter als ich es mir vorgestellt hatte. Vor über einem Jahr habe ich die Idee zu „Erfolgsmenschen“ entwickelt, die ersten Kapitel geschrieben und Buchverlage zeigten Interesse. Plötzlich hatte ich einen Buch-Vertrag, war nun Autor und musste liefern.

Klingt, wenn man Ihre ganzen Sendetermine betrachtet, nicht gerade nach wenig Stress…

Mein Respekt vor Buchautoren ist merklich gewachsen. Je näher der Abgabetermin rückte, umso intensiver wurde die Arbeit. Im Flow des Schreibens vergaß ich oft die Zeit. Als ich auf die Uhr schaute war es manchmal schon halb drei Uhr nachts. Am Ende haben sich die Anstrengungen gelohnt. Nach all dieser Zeit endlich das fertige Buch gedruckt in den Händen zu halten, war das ein großes Erfolgsgefühl. Ein ganz besonderes Moment.

Credit: Riva Verlag

Das erste Kapitel Ihres Buches widmen Sie vor allem Siegfried Rauch, der gesagt hat: „Nicht quatschen – machen!“ Ist das auch Ihr Credo? Oder halten Sie es da eher wie Steffen Henssler „Nicht jammern – machen“?

Beide haben inspirierende Lebenswege, die bei jedem andere Gedankengänge in Bewegung setzen. Vielleicht ist die Kombination aus beidem eine Idee. Ich habe in Bezug auf mein Buch gemerkt, dass es gut war, erst von dem Vorhaben zu erzählen, als ich damit begonnen hatte. Ohne zu jammern. (lacht).

Sie schreiben in Ihrem Buch, Erfolg sei eine ganz persönliche Geschichte – man müsse diesen selbst mit sich ausmachen und dürfe sich nicht mit anderen vergleichen. Doch tun wir das nicht intuitiv?

Aus meiner Sicht leider viel zu oft. Gerade heute ist dieser permanente Vergleich auf Instagram oder Facebook Alltag. Da sehen wir meist allerdings nur, wie toll sich andere präsentieren. Ich empfehle da einen inneren Abstand, um nicht selbst im Sog dieser scheinbaren Perfektion unterzugehen. Die Arbeit am Buch hat meine Sicht auf den Erfolg verändert: Erfolg ist für mich heute etwas sehr individuelles und sollte unabhängig von anderen sein. Es wird immer einen Menschen geben, der „mehr“ hat – ganz gleich ob Geld, Ruhm oder Status. Wer langfristig erfolgreich und glücklich sein will, sollte sich intensiv mit sich selbst und seinem Leben auseinandersetzen.

Dient nicht der gegenseitige Vergleich auch immer als eine Art Ansporn?

Andere können uns inspirieren oder Vorbilder sein. Vergleiche braucht es aus meiner Sicht nicht. Für mich ist es hilfreich, sich intensiver mit dem eigenen Leben auseinander zu setzen: Was ist Erfolg für mich? Welche Wünsche und Ziele habe ich? Und: Welche Schritte sind auf diesem Weg sinnvoll?

Credit: Ingo Nommsen / Facebook
Ingo Nommsen mit Klaus Meine im Probenraum der Scorpions in Hannover.

Frank Elstner hat mal zu Ihnen gesagt „Sie sind zu nett“. Ist Nettigkeit nicht hinderlich für beruflichen Erfolg, der ja auch eine gewisse Autorität voraussetzt?

Ich glaube vor allem, dass uns das Gegenteil nicht weiterbringt. Freundlichkeit, die eine gewisse Grundentspannung voraussetzt, ist für mich der klügere Weg. Das heißt natürlich auch, dass klare Worte ihren Platz haben. Es kommt eben auf die Form an. Gerade nette Worte können Zündstoff für interessante Gespräche liefern.

Heute sind Sie ein gefragter Moderator. Hatten Sie vor Ihrer Karriere Zweifel, ob das auch alles so klappt, wie Sie sich das ausgemalt hatten?

Klar gab und gibt es bei mir immer wieder die Frage, ob ich auch wirklich auf dem richtigen Weg bin. Gerade am Anfang als Praktikant beim Film oder im Kameravolontariat. Ich hatte kein Auto und musste von Murnau nach München trampen. Das war kein Zuckerschlecken. Da waren einige Momente in denen ich mich fragte, ob eine Banklehre nicht vielleicht doch besser gewesen wäre. Vor allem im Winter. Als Praktikant kochte ich Kaffee, machte am Drehort Frühstück und verschickte nach Dienstschluss Demobänder, um eine Schauspiel-Rolle zu bekommen. Ich habe in den Bavaria Film Studios an allen Türen geklopft und gefragt, ob ich irgendwo mitspielen kann.

Hatten Sie Erfolg damit?

Ich habe so tatsächlich mein erstes Praktikum bekommen.

Wer Erfolgsmensch sein will, muss also in erster Linie hartnäckig sein?

Vor allem haben sich die Erfolgsmenschen in meinem Buch von Niederlagen nicht unterkriegen lassen. Durchhalten ist ein zentraler Punkt. Weiter machen, wenn andere aufgeben. Im Laufe meines Lebens habe ich auch gemerkt: Wenn ich dabei entspannt blieb, ging vieles leichter. Da sind mir Moderationen angeboten worden, von denen ich lange geträumt habe. Das Leben meinte es gut mit mir, wofür ich sehr dankbar bin. Wenn ich an meine Zeiten als Abiturient zurückdenke und mir hätte da jemand gesagt, ich würde mal über 18 Jahre beim ZDF arbeiten - ich hätte es nicht geglaubt.

Aber Sie wollten unbedingt einen Job in den Medien bekommen?

Schon als Teenie war Moderator beim Radio mein Traum. Ein Journalist von Bayerischen Rundfunk sagte dann in der Berufsberatung „das wird nichts, wollen alle“. Als ich keine zehn Jahre später zum ersten Mal die Schlager der Woche im Bayerischen Rundfunk moderierte, die Kult - Chartsendung, war das ein unglaublicher Moment. Es hatte also doch geklappt. Da saß ich im Studio, lebte meinen Traum und fühlte mich ein bisschen wie im falschen Film.

Weil Sie unbedingt moderieren wollten, oder aus einem anderen Grund?

Als ich in der fünften Klasse war, haben wir mit irgendwelchen Kassetten unsere eigenen Schlager der Woche selbst zusammengemixt und moderiert. Jahre später sitze ich dann hinter dem echten BR Mikro und darf den Chart-Klassiker im echten Radio moderieren. Das fühlte sich anfangs etwas unwirklich an.

Ging Ihnen das dann so leicht von der Hand wie damals in der Schule?

Zugegeben: Die erste Radio-Sendung während meiner Ausbildung bei Radio Oberland ging gnadenlos in die Hose. Ich kannte diese neue Art von Stress einfach nicht: Werbung einlegen, CD einlegen, dann kommt noch jemand rein, ein Telefonanruf …

Quasi Multitasking unter extremen Zeitdruck ...

Richtig. Eine Katastrophe. Ich hatte das Glück, dass ich bei RTL wenig später ein TV-Casting für eine Jugendtalkshow hatte, diese Sendung bekam und dann auch beim Radio mehr moderieren durfte. Da konnte ich Erfahrungen sammeln und wurde mit der Zeit lockerer, wenn etwas kurz aus Ruder lief. Heute kann ich mich in Live-Sendungen im Fernsehen auf meine Erfahrung verlassen. Und die wichtige gesunde Grundanspannung ist weiter da.

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"Wir machen hier keine Herzoperation!" soll vor Live-Sendungen bei Ihren Gästen auch Wunder wirken...

Genau, ich sage das oft zu meinen Gästen. Bei uns stirbt niemand. Es kann nichts passieren. Die Technik funktioniert, die Kameras sind startklar und es ist meist schneller vorbei, als viele Gäste denken.

Haben Sie auch einen eigenen magischen Satz, den Sie zu sich selbst sagen, wenn Sie aufgeregt sind?

Der Gedanke, dass die Welt nicht untergeht, wenn jetzt irgendetwas Ungeplantes passiert, relativiert vieles. Es ist „nur“ Fernsehen, es macht uns allen Freude. Wir haben ein tolles Team, zufriedene Zuseher und alles ist fein. Wenn dann doch mal etwas daneben geht, dann ist es halt so.

Was ist wichtiger: Glück – oder Erfolg?

Erfolgsgefühle machen mich natürlich auch glücklich. Und Glücksmomente können auf dem Weg zum Erfolg helfen. Ich finde wichtig, dass jeder etwas für sich im Leben findet, das er mit Leidenschaft macht. Wer mit Leidenschaft aktiv ist, empfindet auch Anstrengendes nicht als Arbeit. Zu sehen, dass es kein Patentrezept für einen erfolgreichen Lebensweg gibt, sondern dass jeder sich seine Erfolge ganz individuell erarbeiten konnte, fand ich besonders schön an meinem Projekt „Erfolgsmenschen“. Jeder der Prominenten, die ich für mein Buch traf, hatte seine eigene Erfolgsdefinition. Ich bin mir sicher, jeder von uns ist schon einmal erfolgreich gewesen. Zu schauen, was wir in unserem eigenen Leben bereits erreicht haben, kann dabei echte Erfolgsgefühle wecken.

Wie geht die Erfolgsgeschichte von Ingo Nommsen weiter?

Nicht quatschen, machen! Das versuche ich weiter umzusetzen. Fernsehen macht mir nach wie vor große Freude. Und jetzt bin ich dabei, dieses Buch in die Welt hinaus zu tragen. Damit es Menschen inspiriert und ihnen hilft, auch ihre Träume zu entdecken und umzusetzen. Ein ehemaliger Kollege sagte gerade zu mir, dass er in meinem Buch Dinge über mich erfahren habe, die er so noch gar nicht wusste. Das habe ich als schönes Kompliment empfunden, weil ich mit dem Buch auch eben genau das machen wollte: Geschichten von den Menschen im Show-Geschäft erzählen, die so noch keiner kennt. Das macht mich wirklich sehr glücklich.