„Jerks“-Humor meets Feminismus-Bootcamp: Die neue Serie „Player of Ibiza“

Die neue Serie der „Discounter“-Macher heißt „Player of Ibiza“
Credit: ARD

Mit „Die Discounter“ landeten Bruno Alexander und seine Freunde Emil und Oskar Belton einen Comedy-Hit. Jetzt legen die jungen Serienmacher mit „Player of Ibiza“ nach. In der Mini-Serie, die aktuell in der NDR-Mediathek zu sehen ist, verschlägt es die Kandidaten eines fiktiven Reality-TV-Formats in ein Feminismus-Bootcamp. Konflikte sind also vorprogrammiert. Im Mockumentary-Stil dreht sich bei „Player of Ibiza“ alles um Sexismus und fragile Männeregos. Welche Rolle diese Themen bei Männern in seinem Alter spielen und wie die Serie entwickelt wurde, erklärt der Regisseur und Darsteller hier …

Herr Alexander, in der Mini-Serie „Player of Ibiza“, die Sie mit Ihren Freunden Emil und Oskar Belton gedreht haben, geht es um fünf ganz unterschiedliche Typen, die alle schmerzhaft am Feminismus scheitern – stecken Männer heute wirklich so sehr in der Krise?

Dazu ist es wichtig zu sagen, dass diese Idee ursprünglich gar nicht von uns kam, sondern von unserer Produzentin, die meinte: „Ey, macht doch mal eine Serie über toxische Männlichkeit und Feminismus und wie Jungs in eurem Alter damit umgehen.“ Als wir uns dann in unserem Umfeld umgeschaut haben, haben wir gemerkt, wie viele Leute tatsächlich mit großer Abneigung auf diese Begriffe reagieren, und wollten die Serie als trojanisches Pferd nutzen, um die eigenen Reihen ein bisschen zum Reflektieren zu bringen. Und auch wir haben uns erst durch die Arbeit zu „Player of Ibiza“ intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt. 

Die Skepsis gegenüber dem Feminismus ist also gar kein Boomer-Problem wie oftmals angenommen? Auch 20-Jährige haben Wokeness nicht als Werkseinstellung?

Klar, auch da gibt es Widerstand, generell empfinden viele Männer das Wort Feminismus als eine Art Beleidigung und haben Angst, dass ihnen dadurch etwas weggenommen wird: ihre Männlichkeit, ihre Macht. Sie denken, dass sie jetzt nicht mehr so weiterleben können, wie sie das immer getan haben – und das ist ja auch so. Aber davor haben sie eben Schiss.

Wie beschäftigen Sie sich selbst mit dem Thema, und was haben Sie in den letzten Jahren dazugelernt?

Als wir angefangen haben, diese Serie zu entwickeln, haben wir viel gelesen und sind zum Beispiel auch auf Veranstaltungen von den Grünen gegangen, wo für Laien die Feminismus-Basics unterrichtet wurden. Emil, Oskar und ich haben dann viel darüber gesprochen und uns gefragt, was wir selbst eigentlich falsch machen und wo auch wir unsere eigene Männlichkeit infrage stellen sollten.

Wo denn?

Mir ist vor allem klar geworden, dass man sich als Mann häufiger mal zurücknehmen muss. Wenn es heute heißt: „Männer sollen sensibel sein“, dann bedeutet das nicht, allen von seinen Emotionen zu erzählen. Gemeint ist eine Sensibilität im Sinne von zuhören, sich zurückhalten. Wenn ich in Bars unterwegs bin, dann fällt mir das total auf, wie viele Männer einfach so krass viel Raum einnehmen und sich nicht zurücknehmen können. 

Natürlich haben wir für die Serie dann auch Frauen gefragt, was ihnen wichtig ist zu zeigen. Wir können ja nicht sagen, wir erzählen jetzt aus unserer männlichen Perspektive mal alles, was man über den Feminismus und toxische Männlichkeit wissen sollte. Überhaupt ist „Player of Ibiza“ nicht nur aus uns dreien heraus entstanden, sondern aus allen Leuten, die daran beteiligt waren.

 

Sie und die Zwillingsbrüder Emil und Oskar Belton, mit denen Sie als Macher der Amazon-Serie „Die Discounter“ bekannt wurden, sind seit der fünften Klasse miteinander befreundet. Was ist zwischen Ihnen noch genau wie damals? 

Was wir gemeinsam weiterentwickelt haben, aber im Kern immer noch gleich ist, ist unser Humor. Und komplett geblieben ist auch diese Lust und Energie, Dinge erschaffen zu wollen. Erst mal darauf zu scheißen, was andere dazu sagen, sondern einfach durchzuziehen. Schon während der Schulzeit wollten wir ständig irgendetwas machen, kleine Start-ups gründen zum Beispiel. Aber irgendwann haben wir dann gemerkt: Der beste Weg, diese Energie in ein Medium zu stecken, ist der Film.

Heute betreiben Sie gemeinsam die Produktionsfirma Kleine Brüder. Weil ein Kleiner-Bruder-Komplex Sie antreibt, haben Sie mal gesagt – was genau meinen Sie damit?

Wir haben alle drei große Brüder, denen wir sehr hinterhergeeifert haben. Wir wollten gleich schnell laufen wie die, so hoch springen – und wenn die mit 14 geraucht haben, dann hat man selbst halt mit zwölf angefangen. Wir wollten genauso krass sein und genau so gesehen werden. Dieser Komplex war zwar ein bisschen nervig, weil wir uns ständig gemessen und verglichen haben, hat aber auch dazu geführt, dass wir diesen Drive in uns hatten, und das hat uns viel gebracht.

„Player of Ibiza“-Macher Bruno Alexander: „Schon während der Schulzeit wollten wir ständig irgendetwas machen, kleine Start-ups gründen zum Beispiel“

Seit Ihrem enormen Erfolg mit „Die Discounter“ gehören Sie selbst zu den Großen.

Aber dieses Syndrom ist trotzdem noch am Start! Als mein Bruder zur Premiere der dritten Staffel kam, hatte ich immer noch den Drang, ihm zu sagen: „Digger, guck dich um, wie geil das hier ist! Das habe ich geschafft, großer Bruder!“ Das ist irgendwie geblieben.

Mit „Die Discounter“ gelang Bruno Alexander ein Serien-Hit. Nun legt der aufstrebende Regisseur und Schauspieler nach – mit „Player of Ibiza“
Credit: Sonja Tobias

Für Ihre Karriere sind Sie erstaunlich jung. Können Sie sich an den Zeitpunkt erinnern, ab dem die Leute angefangen haben, Sie ernst zu nehmen und nicht mehr nur als 20-Jährigen zu belächeln, der sich ein bisschen auf YouTube ausprobieren möchte?

Mit YouTube-Videos hat alles angefangen, genau – aber damit wurden wir überhaupt nicht ernst genommen. Bis uns zum Glück irgendwann Christian Ulmen und Carsten Kelber eine Nachricht geschickt und uns gefragt haben, ob wir Bock hätten, eine Supermarkt-Serie zu drehen. Ab dann ging es los. Dieser Hype musste sich erst aufbauen. Wir mussten erst mal die richtige Zielgruppe finden, die versteht, was wir da mit unseren improvisierten Szenen machen. Dass wir mit Absicht dreckig erzählen und keine sauberen ARD-Krimi-Dialoge schreiben.

Bruno Alexander im Playboy-Interview: „Die nächste ‚Discounter‘-Staffel ist genauso nichtig und egal wie jede Staffel vorher auch“

Gerade bereiten Sie die vierte Staffel vor – was können Sie dazu schon verraten?

Dass es beim gleichen Alltag bleibt und beim gleichen Schwachsinn. Wir wollen nicht groß ausholen, es wird keine irren Storys geben und keine großen Entwicklungen. Die nächste „Discounter“-Staffel ist genauso nichtig und egal wie jede Staffel vorher auch, die braucht kein Mensch. Und das ist das Wichtige.