Brauchen Männer einen vorzeigbaren Körper für den Strandurlaub?
Credit: © Paramount Pictures
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Ich bin dafür, dass jeder Mensch mit exakt der Figur am Strand auftaucht, mit der er sich wohlfühlt. Zu dick, zu dünn, mit Rettungsring: alles super. Zwischen Sonnenschirm und Gelato-Stand sei allen alles erlaubt, jawoll! Nur bitte einem nicht: mir selbst. Zu meinem eigenen Strandkörper – Beachbody kann man das beim besten Willen nicht nennen – habe ich eine gewisse Erwartungshaltung. Sie ist nicht allzu groß.
Solange ich im Großen und Ganzen noch dem Figurtyp Banane entspreche und nicht Apfel oder Birne, ist alles okay. Stelle ich aber fest, dass ich als eine Art unförmiges Hybridobst aus einem langen, kalten, käsefondue-reichen Winter gekommen bin, dann tue ich was dagegen. Liegestütze, Pringles-Verzicht und andere schmerzhafte Dinge. Ja, nicht einmal mal davor, „kreative Haferflocken-Gerichte aus der Vollwertküche“ auf den Speiseplan zu setzen, schrecke ich zurück, wenn die Oben-ohne-Saison naht und die Wampe noch wackelt. Warum ich mir das antue? Weil ich ein bisschen eitel bin.
Bestrebt, als wenigstens einigermaßen attraktiv zu gelten, als jemand, der in der Bella-Figura-Tabelle der Strand-Promenierer zumindest noch ein bisschen an den internationalen Plätzen schnuppert. Und es hat mich eben geprägt, dass die Vorstellung von männlicher Attraktivität in unserer Gesellschaft eher dem entspricht, was Michelangelos David verkörpert, als, sagen wir, Helmut Kohl. Vermutlich müsste ich cooler werden, klüger, älter oder einfach selbstbewusster, um mich davon nicht beeinflussen zu lassen. Aber das kann dauern. Bis dahin versuche ich weiterhin, eines zu werden: bananenförmiger.
Aus meiner persönlichen Erfahrung gibt es ein (auch optisch) herausragendes Argument gegen die Strandfigur: Mit einem Ü50-Bauchansatz macht Beachvolleyball mehr Spaß. Wenn ich an meinem griechischen Lieblingsstrand gegen Sixpack-bewehrte Sportstudenten Anfang 20 punkte, sind mir Jubel und Sympathie aus der benachbarten Taverne mittlerweile sicher. Und auch das nächste eisgekühlte Mythos aufs Haus – ein sehr leckeres Bier, dessen Körper von Hopfennoten dominiert wird. Genau wie mein Körper nach ein paar Tagen.
Zum Ausgleich geht’s dann wieder ans Volleyballnetz. Nennen Sie es Teufelskreis, aber ich liege am Strand einfach nicht gern untätig herum. Das überlasse ich den eingeölten Schönheiten beiderlei Geschlechts, die sich von den Mühen um ihre Strandfigur im Fitness-Studio erholen müssen. Auch so ein Teufelskreis. Sie sehen sogar dann noch gut aus, wenn sie zwischen Palmen und türkis-klarem Wasser auf Dortmund-Handtüchern fläzen oder traurige Bücher wie „Die 7 Wege zur Effektivität“ lesen. Der Preis dafür ist – Sie merken, worauf ich hinauswill – ein gewisses Minus an Lebensfreude. Ich bewundere ihre Figuren. Ihren Wahn, sich behaupten zu müssen, nicht.
Coolness-Probleme – und dazu zähle ich die Scham für den eigenen Körper – sind zum Glück eine Altersfrage: in jungen Jahren größer als kurz vor der Rente. Erst geht’s ums schöne Aussehen, später ums schöne Leben. Aus mehr Bizeps wird weniger Blutdruck. Dafür gehen sogar Muskel-Muffel wie ich bisweilen auf Fitness-Geräte. Man möchte ja noch ein paar Jahrzehnte am Strand haben und vielleicht mal mit den Enkeln Sandburgen bauen. Und nicht irgendwann beim Beachvolleyball umkippen.