Die einen sehen in Game of Thrones ein packendes Kunstwerk für Erwachsene und zählen die Tage bis zum Serienfinale. Andere halten die Reihe für eine Seifenoper mit viel Kunstblut und Mittelalterkitsch – und können es kaum erwarten, bis der Hype vorbei ist. Einen Mittelweg scheint es nicht zu geben, das sehen auch unsere Autoren so. Acht Staffeln, zwei Meinungen.

Epische Schlachten, nackte Haut, rohe Gewalt: Dafür lieben Fans „Game of Thrones“. Klar, wer früher eine solche Masse an abgetrennten Gliedmaßen sehen wollte, musste Medizin studieren. Heute reichen drei Episoden der HBO-Produktion.

Blutleeres Dauergemetzel

Doch trotz des Dauergemetzels bleibt die Story blutleer. Die menschliche Tiefe bemisst sich in Schnittwunden, fast jede Charakterfrage in Hassintrigen oder verbotener Liebe. Damit steckt GOT jede Show aus dem RTL-Vorabendprogramm locker in die Tasche.

Warum Themen, die Männer in anderen Kontexten scheuen wie Seriensüchtige das Staffelende, bei dieser Fantasy-Soap angeblich spannend sein sollen, ist mir ebenso ein Rätsel wie das Interesse an den oberflächlich gezeichneten Figuren. Es sind so viele Protagonisten, dass sie einzeln kaum interessant werden. Ergo entwickelt man kein Verhältnis zu ihnen.

Teuer inszeniertes Fantasy-GZSZ

Offenbar auch nicht die Drehbuchschreiber, die fast jede Figur ins Jenseits befördert haben, die je Gefahr lief, Sympathien zu wecken. Wer zum Schluss auf dem Thron sitzen wird? Mir doch egal! Ein Grund dafür ist auch die Erzählstruktur: Um dem Geschehen zu folgen, hätte ich nebenher Notizen machen, Excel-Tabellen führen und Stammbäume auswendig lernen müssen.

 

Große Unterhaltung? Vielleicht für jemanden, der im Einwohnermeldeamt tätig ist. Ich hingegen lege mich fest: In ein paar Jahren werden wir uns fragen, wie wir diesen Serie gewordenen Mittelalterflohmarkt so lange ertragen konnten.

„Game of Thrones“ ist am Ende nicht mehr als eine teuer inszenierte Fantasy-Version von GZSZ mit etwas mehr Inzest und deutlich weniger Plausibilität (Stichwort: Drachen, Weiße Wanderer, Schattenwölfe). Nach acht Jahren bin ich froh, wenn dieser Winter endlich kommt, der seit Folge eins versprochen wird, und alles vorbei ist.

Ganz anderer Meinung ist Playboy-Chefredakteur Florian Boitin.